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Welches Equipment und Knowhow für gute Tierfotografie? Interview mit Tierschützer und Fotograf Benny Rebel

Kaum jemand kommt so nah an wilde Tiere heran wie der Tierfotograf Benny Rebel. Seine Bilder und seine Arbeit wurden bereits ausgezeichnet und zeigen den Betrachtern ein intimes Verständnis für Tiere und ihre Umgebung. Mit seinen Bildern engagiert sich der passionierte Tierschützer unter anderem für die Tiere Afrikas und unterstützt PR- und Werbeaktionen von Wildtierprojekten.

Safari Tours fragte bei Benny Rebel nach einem Interview an über Knowhow und unentbehrliches Equipment bei einer Fotoreise. In diesem Zusammenhang wurde ebenso die Tauglichkeit der eigenen Fotoausrüstung vom Meister kritisch betrachtet. Außerdem verriet der Fotoexperte einige der schönsten Stellen für Fotosafaris in Ostafrika.

Safari Tours: Hallo Herr Rebel, schön dass Sie sich die Zeit für ein Interview nehmen. Sie sind bekannt und gefragt als Tierfotograf weltweit und bieten selbst Fotosafaris an. Gerade sind Sie von einer Reise aus Tansania und Ruanda nach Deutschland zurückgekommen, bei der Sie wieder wilde Tiere hautnah in ihrem Lebensraum erleben konnten. Dabei begann Ihre Karriere als Tierschützer. Wann wurde aus dem Tierschützer zusätzlich der Tierfotograf?

Benny Rebel: Als ich von meinen ersten Afrika-Abenteuerreisen wieder zurückkam, stellte ich fest, dass meine Freunde und Bekannten sich sehr für meine Geschichten aus der Wildnis interessierten. Meine Fotos waren jedoch damals amateurhaft und konnten die spannenden Geschichten, die ich in der Wildnis erlebt hatte, kaum unterstützen. Ich stellte fest, dass ich mit meinen Bildern und den spannenden Stories die Mitmenschen für den Tierschutz und Naturschutz mobilisieren konnte. Dann kam mir die Idee, die Fotografie professionell zu lernen, um sowohl mit meinen Bildern Umweltschutz zu betreiben als auch damit meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dies hatte dann auch den Vorteil, dass ich mich immer wieder für längere Zeit in der Wildnis aufhalten konnte – da, wo ich am liebsten bin.

Safari Tours: Können Sie sich an besonders beeindruckende Szenarien während Ihrer Fotosafaris erinnern?

Benny Rebel: Es gibt etliche unvergessliche Begegnungen, an die ich mich gerne erinnere. Eine der emotionalsten Begegnungen habe ich in der Geschichte „Prinz der Paviane“ verarbeitet.

Safari Tours: In dieser Geschichte geht es darum, wie Benny Rebel das Vertrauen zu einer Paviangruppe Stück für Stück gewinnen konnte. Er hatte sich bereit erklärt, für eine Tierschutzorganisation, die sich dem Schutz der Paviane widmet, emotionale Fotografien von einer wild lebenden Paviangruppe zu erstellen. Hierfür musste der Tierfotograf sich zunächst in die Paviangruppe eingliedern und akzeptiert werden. Dabei sollte man wissen, dass Paviane selbst für einen Leoparden lebensgefährlich werden können, wenn sie von diesem eine Gefahr spüren.

Wie kommt es, dass Sie bei den Tierfotografien zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind?

Benny Rebel: Seit meiner Kindheit beschäftige ich mich mit den Wildtieren und ihren Verhaltensmustern. Mit den Jahren habe ich gelernt, wie bestimmte Tiere ihren Tagesablauf strukturiert haben und welche Signale sie senden, wenn sie etwas Bestimmtes tun möchten.

Wenn ich z.B. am Himmel eine Gruppe von Madenhackern beobachte, die irgendwo plötzlich senkrecht hinunter ins Dickicht fliegen, dann weiß ich sofort, dass sich dort Großsäuger aufhalten. Wenn ich dorthin fahre, werde ich mit größter Wahrscheinlichkeit Büffel, Giraffen, Elefanten oder andere Großsäuger vorfinden. Allein aus dem Verhalten der Madenhacker, kann ich wissen, wo ich hinfahren soll, um z.B. eine Büffelherde im Dickicht zu finden.

Impalas, Paviane, Grüne Meerkatzen und viele andere Tiere geben Warnsignale, wenn sie z.B. Raubkatzen entdecken. Ich kenne diese Warnrufe und Signale und auch wenn ich selbst die Räuber nicht sehe, weiß ich, dass sie in der Nähe sind. Dann folge ich den Warnsignalen und finde die Raubtiere.

Somit sind es die jahrelange Erfahrung und das Wissen über die Geheimnisse der Natur, die mich immer zum Ziel führen und dafür sorgen, dass ich oft zu richtige Zeit an der richtigen Stelle bin, um spannende Bilder aufnehmen zu können. Von dieser Erfahrung und diesem Wissen profitieren die Teilnehmer meiner Fotoreisen.

Safari Tours: Wie nah gehen Sie an die Tiere heran? Wie weit kann man sich überhaupt an wilde Tiere herantrauen?

Benny Rebel: Bei den normalen Fotoreisen bleiben Guide und Safari-Urlauber in den Fahrzeugen. Die meisten Wege in den Nationalparks dürfen nicht verlassen werden. Hier kommt es darauf an, dass ich als fotografischer Guide und Ranger die Situation immer richtig einschätze, um die Safarizeit optimal zu nutzen. Es ist extrem wichtig, dass der Führer der Fotogruppe weiß, ob es sich lohnt, bei den Löwen oder Geparden stehen zu bleiben. Man muss erkennen können, ob diese Tiere sich in den nächsten Stunden nicht mehr bewegen werden und sich deswegen lieber die Weiterfahrt als bessere Option darstellt. Diese Entscheidungen, die jeden Tag mehrfach getroffen werden müssen, sind essenziell, um die Fotosafari ergiebig zu gestalten.

Wenn man die Verhaltensmuster der Wildtiere nicht versteht, wartet man manchmal stundenlag vergeblich, bis die Löwen beim Schlafen sich einmal von links nach rechts drehen. Ehe man sich umsieht, ist der Tag vorbei und man kehrt in die Lodge zurück mit frustrierten Fotografen, die keine brauchbaren Bilder aufnehmen konnten.

Wie nah wir an bestimmte Tiere herankommen, ist unter anderem auch vom Glück abhängig. Wenn die Löwen einen Büffel nahe der Straße reißen, dann kann man alles aus nächster Nähe beobachten und fotografieren. Wenn dies jedoch 500 Meter von der Straße entfernt geschieht, dann müssen wir damit leben, dass wir das Ganze nur mit einem Fernglas beobachten können.
Bisher ist es jedoch so gewesen, dass wir auf jeder Fotoreise etliche hautnahe Begegnungen mit Löwen, Elefanten, Giraffen, Paviane und anderen Tieren hatten – oft direkt neben unseren Fahrzeugen.

Bei den Fotoreisen, die ich alleine mache, komme ich in der Regel noch wesentlich näher an die Wildtiere heran und dies auch zu Fuß. Dadurch, dass diese Art der Safaris lebensgefährlich werden kann, kann ich sie nur allein realisieren.

Safari Tours: Wie gelingen Ihnen spontane Fotos und Fotos mit Tieren in Bewegung, wie bei den Jagdszenen, wo keine Zeit bleibt, etwas an der Kamera einzustellen?

Benny Rebel: Eine der wesentlichen Fähigkeiten eines professionellen Tierfotografen sollte ein schnelles Reaktionsvermögen sein. Des Weiteren ist es wichtig, vorausschauend auf Safari zu gehen. Dies bedeutet, dass der Profi-Tierfotograf wissen sollte, wann eine Jagd losgeht und schon vorher alles dafür vorbereitet haben sollte.

Die heutigen Profi-Kameras haben etliche programmierbare Tasten. Bei meinen Kameras habe ich immer eine von diesen Tasten auf die Actionfotografie programmiert. Das heißt im Klartext: Mit nur einem einzigen Tastendruck bin ich sofort im Actionfotografie-Modus und kann eine Jagdszene fotografieren, auch wenn ich vorher meine Kamera im ruhigen Landschaftsfotografie-Modus benutzt habe.

Safari Tours: Für unsere letzte Fotosafari verwendeten wir die Sony Alpha 700 und die Sony DSRL 57.

Unsere Objektive waren:
Tamron: 70-300 1:4 * 5,6 LD
Tamron: 18-200 1:3,5 * 5,6
Sony 18-70 1:3,5 * 5,6
Sony 18-55 1:3,5 * 5,6 SAM .
Unser Stativ nannte sich: Rollei c5 Fotopro.

Als Mikrofon hatten wir: MIC-109 Pro DV/Camera Stereo-Mikrofon für die 3,5 mm Mikrofon MIC-Buchse incl. 3,5er Klinken-Verlängerungskabel/Stereo.

Welche der genannten Utensilien würden Sie ebenfalls nutzen und welche würden Sie gar nicht empfehlen und warum?

Benny Rebel: Die Wahl der Fotoausrüstung ist immer davon abhängig, welche Ansprüche der Fotograf an seine eigene Werke stellt und sicherlich auch davon, welche finanziellen Möglichkeiten gegeben sind. Eine professionelle Ausrüstung ist teuer in der Anschaffung und schwer zu schleppen, liefert jedoch in der Regel bessere Ergebnisse. Ob diese für jeden Fotografen die richtige Wahl ist, muss jeder selbst wissen.

Die Sony A700 war für ihre Zeit eine gute Kamera; ist jedoch mittlerweile sehr veraltet und kann mit den heutigen SLT-Kameras nicht mehr konkurrieren. Vor allem in Punkto Bildrauschen ist sie den neueren Kameras klar unterlegen.
Die Sony A 57 ist eine Einsteiger-Kamera, die auf jeden Fall schneller und in einigen Punkten viel besser als die A700 ist; bleibt jedoch eine Amateurkamera mit einem relativ kleinen Bildsensor. Die A57 ist zwar für den normalen Safaribesucher durchaus zu empfehlen; jedoch für professionelle Ansprüche reicht sie nicht aus.

Die Objektive, die Sie genannt haben, reichen ebenfalls für den normalen Bereich aus, sind jedoch keine Profi-Objektive.

Was mich wundert, ist die Tatsache, dass Sie mit Ihren vier Objektiven nur den Bereich von 18mm bis 300mm abdecken. Ich würde eher darauf achten, dass ich sowohl im Weitwinkel als auch im Telebereich andere Objektive kaufe, anstatt die vorhandenen Brennweiten doppelt oder dreifach zu haben.
Den unteren Bereich der Brennweiten ab 18mm haben Sie drei Mal zur Verfügung. Ihnen fehlen dabei die Brennweiten oberhalb von 300mm, die für eine Fotosafari sehr wichtig sein können, und es fehlen die Brennweiten unterhalb von 18mm.

Ich würde eher das 18-55mm und das 18-200mm abgeben und dafür ein größeres Tele- und noch weitwinkligeres Weitwinkelobjektiv kaufen.
Bei den Stativen ist es ähnlich wie bei den Kameras und Objektiven. Je nach Anspruch und Geldbeutel kann man von 15 bis mehreren Tausend Euro Geld dafür ausgeben. Das Rollei c5 ist wie der Rest Ihrer Ausrüstung ausreichend für eine normale Nutzung.

Ich persönlich arbeite mit verschiedenen Stativen und Köpfen. Zurzeit verwende ich am liebsten diese Kombination:
Carbon-Stativ von der Firma FLM CP30-M4L6, kombiniert mit einem Fluidkopf von der Firma Sachtler: FSB-8.

Safari Tours: Welche Fotoausrüstung sollte ein Tierfotograf stattdessen dabei haben oder was hat uns noch gefehlt?

Benny Rebel: Ihnen fehlen vor allem die langen Brennweiten oberhalb von 300mm und ein Bohnensack, der vor Ort mit Reis gefüllt werden sollte. Dieser ist in den Safari-Autos oft besser zu verwenden als ein Stativ.

Safari Tours: Wie bewusst gehen Sie mit für manche Menschen alltäglichen Dingen um, z.B. Deo? Welche Substanzen haben Einfluss auf das Verhalten der Tiere? Erinnern Sie sich vielleicht an ein Beispiel während Ihrer Fotosafaris?

Benny Rebel: Bei regulären Fotosafaris spielen Deo und andere Kosmetika keine Rolle, da wir fast alles aus dem Safari-Fahrzeug heraus fotografieren. Wenn ich allein auf Zu-Fuß-Safari unterwegs bin, versuche ich so wenig wie möglich Kosmetika zu verwenden, die einen intensiven Duft aufweisen. Vor allem Insekten lieben duftende Menschen und dies kann sehr nervig werden.

Safari Tours: Welche Schwierigkeiten kann eine Fotosafari mit sich bringen und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie dann?

Benny Rebel: Wir sind den ganzen Tag draußen in der Wildnis und dort ist der Staub allgegenwärtig. Deswegen sollte man immer Reinigungsmaterial für Kameras, Objektive und andere Gegenstände dabei haben. Eine Regenhülle gehört ebenfalls zur Grundausstattung, weil auch der Regen jederzeit uns in der Wildnis überraschen kann.

Safari Tours: Und nun eine Frage, die Fotosafari-Urlauber besonders interessieren mag: An welchen Plätzen während der Migration entstanden Ihre schönsten Fotos?

Benny Rebel: Die Migration ist riesig und die Tiere sind ständig in Bewegung. Somit sind es keine Orte, die besonders gut zum Fotografieren sind, sondern eher die bestimmten Momente, die von einem gewöhnlichen Fotoreisen-Tag einen ganz besonderen machen. Niemand weiß, zu welchem Zeitpunkt und an welcher Stelle die Gnus die Flüsse überqueren werden. Somit kann auch kein bestimmter Ort als Treffpunkt genannt werden. Meine Aufgabe liegt eher darin, die fotografisch interessanten Momente innerhalb der Tierwanderung zu erkennen und diese für meine Gruppen so gut wie möglich zugänglich zu machen. Manchmal sind diese entlang der Flüsse und manchmal weit davon entfernt an einem Wasserloch. Diese Momente können sich überall und zu jeder Zeit ergeben.

Safari Tours: Ihre Fotoreisen finden nicht nur in Afrika statt. Sie waren schon überall auf der Welt mit Ihrer Kamera unterwegs. Nicht umsonst werden Sie „weltbester Tierfotograf“ genannt. Doch welche Motive und Landschaften reizen Sie an Afrika außer der Zeit der Migration besonders? Mögen Sie uns ein oder zwei verraten?

Benny Rebel: Auf meinen Fotoreisen, die ich in Ostafrika anbiete, nehme ich die Teilnehmer der Safaris zu einigen extrem fotogenen und spannenden Nationalparks mit. Diese sind so schön und ergiebig, dass sie kaum noch Wünsche offen lassen. Genau aus diesem Grund habe ich meine ersten Reiserouten in Ostafrika gestaltet und sie sind einfach spektakulär – sowohl zur Zeit der Gnu-Wanderung als auch zu anderen Jahreszeiten.

Wer jedoch zusätzlich zu den fotografisch interessanten Möglichkeiten in Ostafrika noch das Abenteuer und die Einsamkeit der Wildnis sucht, sollte unbedingt mit mir durch Botswanas Wildnis reisen! Diese Fotoreisen sind wild, einsam, ursprünglich, abenteuerlich und jenseits vom Massentourismus. Dort sieht man kaum andere Fahrzeuge und Touristen und alles, was wir in Botswana erleben, ist viel intensiver und authentischer, wie ich selbst finde. Botswana ist groß und extrem dünn besiedelt. Weniger als zwei Millionen Menschen leben in diesem wunderschönen Land und die Anzahl der Touristen, die Botswana besuchen ist nur ein Bruchteil derer, die z.B. Südafrika oder andere afrikanischen Touristenmagnete besuchen. Ich persönlich liebe die Einsamkeit und die ursprüngliche Wildnis Botswanas, die noch voller Überraschungen ist und ein Paradies für uns Fotografen darstellt.

Vielen Dank für das Interview und Ihre Tipps für eine gelungene Fotosafari!

Der 1968 im Iran geborene und seit 1987 in Deutschland lebende Tierfotograf Benny Rebel ist Zeit seines Lebens engagierter Tierschützer. Diese Berufung führte ihn nach Afrika, wo er sich zum Ranger ausbilden ließ. Schon sehr früh verstand er die Körpersprache der Tiere, was ihm erlaubt, wilde Tiere aus nächster Nähe zu fotografieren. Aus seiner Passion als Tierschützer machte er schließlich seinen Beruf. Mehrmals wurde er als bester Tierfotograf der Welt ausgezeichnet. Heute ist er anerkannter Partner in verschiedenen Umweltschutz-Projekten und bietet eigene Fotosafaris an. Mehr zu Benny Rebels Fotosafaris unter benny-rebel.de